Moderation zum seriell-modularen Bauen auf der BAU2023

Was halten Sie eigentlich vom seriell-modularen Bauen? In der aktuellen politischen Diskussion um die Vereinfachung des Bauens und den Abbau von Vorschriften hat es ja auch unser Bundeskanzler als Thema entdeckt.

Seit 2015 ist es ein berufliches „Steckenpferd“ von mir, für das ich seitdem vor dem Hintergrund vieler eigener Projekte in Vorträgen, Veröffentlichungen und Diskussionsrunden aus voller Überzeugung werbe.*

Im April 2023 durfte auf Einladung des Bundesverband Bausysteme e.V. auf der BAU in München zwei hochkarätig besetzte Diskussionsrunden moderieren. Überschrift: „Der Modulbau – das Ende der Kreativität?“

Gesprächsteilnehmer waren unter anderem Sun Jensch, Gründerin der „Koalition für Holzbau“ und geschäftsführende Gesellschafterin der Deutschen Agentur für Politikberatung, Dr. Carl Richter, Geschäftsführer des CBI in der RWTH Aachen, Johannes Bröhl, Referent des Ministeriums für Heimat, Kommunales und Bauen NRW sowie Vertreter verschiedener namhafter Hersteller seriell-modularer Bauelemente.

Es ging unter anderem um Vorurteile, Genehmigungsprozesse, Kooperationen und die Rolle von Holz sowohl als konstruktiv tragendes wie als Ausbaumaterial.

Fazit: (Zu) Früh zum perfekten Wohnungsmangel-Problemlöser und Baukosten-Reduzierer postuliert wurde übersehen, dass das seriell-modulare im Vergleich zum konventionellen Bauen noch immer eine neue Bauweise ist. So fehlt trotz des modularen Booms in den letzten Jahren nach wie vor auf vielen Feldern an Erfahrungen, Tests und Gutachten, aus denen Regeln, Vorschriften und Gesetze formuliert werden können, die für alle verbindlich sind. Daran wird zurzeit mit Hochdruck von allen Beteiligten gearbeitet. In der Diskussion wurde deutlich, wie wichtig dabei die Zusammenarbeit von Herstellern, Wissenschaft und Behörden ist. Nur so entstehen gegenseitiges Verständnis und schnelle Entscheidungen.

Das gilt auch für den Einsatz von Holz. Der Baustoff ist „en vogue“ und wird von Vielen als die „Rettung“ des Bauwesens mit Blick auf seine CO2-Bilanz gesehen. Aber auch hier sind wir mangels Erfahrungen noch am Anfang, werden viele aktuelle Projekte noch wie „Piloten“ betrachtet.

Zudem preist die Betrachtung der Kosten die Vorteile der seriell-modularen Bauweise nach wie vor nur unzureichend ein: Betrachtet man die reinen Herstellungskosten eines Erstinvestments, ist das konventionelle Bauen oft noch günstiger. Rechnet man aber den großen Zeitvorteil bei Planung und Fertigstellung, die hohe Qualität in der Fertigung und die großen Vorteile in den Bereichen der Nachhaltigkeit mit ein, kippt die Rechnung schnell zu Gunsten des seriell-modularen Bauens.

Gleichzeitig ist die Akzeptanz für das seriell-modulare Bauen in den letzten Jahren gestiegen. Gelungene Beispiele mit anspruchsvoller Architektur haben dazu genauso beigetragen wie der Umstand, dass die Universitäten sich vermehrt dem Thema zuwenden. Und während der BDA Bayern seinen Mitglieder 2016 noch davon abriet, am Wettbewerb des GdW zum seriell-modularen Wohnungsbau teilzunehmen, haben sich inzwischen viele Architekten dem Thema zugewandt und gelungene Projekte realisiert. Auch hier wächst das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Interessen und Prioritäten mit jedem Projekt.

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